Jedes Jahr verunglücken rund 400 Menschen in einem Brand, zehnmal so viele erleiden Langzeitschäden. Brandschutzbeschichtungen können Brände unter Kontrolle halten, bis Verbraucher ins Freie flüchten.
Laut der Brandursachenstatistik 2018 des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung wird fast jeder dritte Brand (31 Prozent) von Elektrizität und nahezu jeder Fünfte (20 Prozent) von menschlichem Fehlverhalten verursacht. Meist geht alles sehr schnell; ein kleiner Zeitvorteil kann über Leben und Tod entscheiden. Aus diesem Grund sind Brandschutzbeschichtungen von großer Wichtigkeit.
Brandschutzbeschichtungen für Stahl
In öffentlichen Gebäuden kommt überwiegend Stahl als Baumaterial zum Einsatz. Das Problem: Ab einer Temperatur von über 500 Grad Celsius verliert es seine Stabilität; ein Gebäude mit Strahlträgern würde unter der Last zusammenbrechen. Im Falle eines Brandes ist diese kritische Temperatur nach fünf bis zehn Minuten erreicht, wenn das Metall nicht mit einer Brandschutzbeschichtung behandelt wurde.
Die Brandschutzbeschichtungen sind im Grunde ein spezielles Lacksystem, welches ein Produkt aus dem Repertoire des passiven Brandschutzes ist. Bei Feuer blähen sich die Beschichtung auf und erreicht sein sechsfaches Volumen. Der Vorteil: Die für Stahl kritischen Temperaturen werden später erreicht und erhöhen das Zeitfenster für eine Evakuierung.
Das Lacksystem wird aus einem mikroporösen Kohleschaum gefertigt, der sich bei einem Feuer zersetzt. Die Brandschutzbeschichtungen sind für unterschiedliche Brandklassen erhältlich: Bei einem Kohlenwasserstoffbrand verbrennt überwiegend Gas, Öl oder Chemikalien; es werden Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius erreicht. Diese Brände können in Flughäfen, Ölplattformen oder Gasförderanlagen entstehen.
Brandschutzbeschichtungen können die tragenden Eigenschaften eines Stahlträgers dreimal so lange aufrechterhalten: Er gibt also nicht nach zehn Minuten nach, sondern erst nach einer halben Stunde – bei einer Katastrophe sollte diese Zeit ausreichend für eine großflächige Evakuierung sein.
Brandschutzbeschichtungen für Holz
Alte Gebäude wurden überwiegend aus Holz gebaut; doch auch bestimmte Teile einer Immobilie wie der Dachstuhl bestehen bei modernen Immobilien aus dem Naturmaterial.
Tragende Holzkonstruktionen gewinnen in den letzten Jahren wieder an Bedeutung, weil der Rohstoff nachhaltig ist. Bei Holz unterbinden Nanopartikel die Ausbreitung eines Brandes: Sobald eine gewisse Temperatur überschritten wird, bilden die Beschichtungen einen Kohlenstoffschaum, der sich wie ein Schutzschild über die Oberfläche des Materials ausbreitet. Er verhindert, dass Sauerstoff an den Werkstoff gelangt und sich das Feuer ausbreiten kann.
Ein großer Vorteil der Brandschutzbeschichtungen für Holz ist die zweite Reaktion, die eingeleitet wird, wenn das Feuer nicht zügig gelöscht wird: Auf der Schaumoberfläche bildet sich eine Keramikschicht. Verantwortlich dafür sind Nanopartikel aus Siliziumdioxid, die ursprünglich für den Einsatz in der Raumfahrttechnik konzipiert wurden.
Brandschutzbeschichtungen für Beton
Beton ist ein Baustoff, der nicht brennt und einem Feuer bis zu eine Stunde lang widersteht. Das Material kommt in Gebäuden häufig mit Stahl zum Einsatz, welches sich unter hohen Temperaturen ausdehnen kann; dadurch kann es die Betonkonstruktion beschädigen. Diese Vorgänge im Beton können spezielle Anstriche hinauszögern: Sie bestehen aus Kunststoff-Dispersionen, die frei von Asbest und Halogen sind. Die mit flammhemmenden Pigmenten angereicherten Beschichtungen werden im Airless-Spritzverfahren ein bis drei Millimeter dick aufgetragen und führen nicht zu nennenswerten statischen Belastungen. Je nach verwendetem Produkt erfüllt der Beton nach der Behandlung die Anforderungen der Feuerwiderstandsklassen F60 (hochfeuerhemmend) bis F120 (hochfeuerbeständig).